Revival der Paternoster - Wiener Aufzug Museum
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Revival der Paternoster

 

Mindestabstände in konventionellen Aufzügen als Problem – Regierung setzt auf alt bewährte Technik

 

Der bis dato jüngste Paternoster Österreichs verkehrte bis 2016 in der Hinteren Zollamtsstraße in Wien – das könnte sich bald ändern.

 

Aufgrund der immer weiter um sich greifenden Abstands-Regelungen wurde vergangenen Montag überraschend beschlossen, ab sofort die Errichtung von Neuanlagen bei Paternostern wieder zu genehmigen.

 

Durch die große Anzahl von Einzelkabinen können mehrere Personen gleichzeitig das Beförderungsmittel nutzen, ohne dabei den Mindestabstand von zwei Metern zu unterschreiten. Dies soll besonders in Ministerien die Mitarbeiter*innen vom Treppensteigen entlasten und so den Beamtenapparat leistungsfähiger machen.

 

Paternoster-Verbot

 

Seit 1973 dürfen keine Paternoster-Aufzüge in Österreich mehr neu errichtet werden. Im selben Jahr wurden damals die letzten Exemplare im Bundesrechenzentrum in Wien installiert.

Die bis noch vor kurzen vorherrschenden Sicherheitsbedenken durch Einklemmen oder herausfallen, scheinen nun angesichts der Corona-Gefahr Vernachlässigbar.

 

,,Wir appellieren hier an die Eigenverantwortung der Österreicherinnen und Österreicher‘‘, so der Pressesprecher des Parlaments in einer Aussendung.

 

Ein paar Tropfen Öl und es läuft wieder

 

Die Republik Österreich geht hier mit gutem Beispiel voran.
Bereits am Dienstag wurde damit begonnen die Absperrungen in einem historischen Amtsgebäude an der Wiener Ringstraße abzubauen. Dahinter verborgen, ein seit Jahrzehnten außer Betrieb stehender Paternosteraufzug.

,,Vor 30 Jahren wurde der Betrieb des Lifts aus Schutz für die Beamtinnen und Beamten eingestellt‘‘, erzählt uns Herr Helmut Pflug, Langzeitportier und ehemaliger Aufzugwart des Paternosters.

 

Danach war ein Inbetriebnahmen nicht mehr möglich, weil die Betriebsgenehmigung erloschen ist. Jetzt durch die Neuregelung können wir ihn wieder einschalten.

 

Positive Stimmen aus Industrie und Wirtschaft

 

Eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich ist gerade dieser Tage sehr wichtig; teilt uns ein Sprecher der Industriellenvereinigung auf Anfrage mit. Solche Aufzugsanlagen sichern Arbeitsplätze über Jahrzehnte. Bei uns im Haus läuft der Paternoster bereits 110 Jahre. Unlängst wurden sogar neue Fachkräfte der Firma Otis dafür eingeschult.

 

Der älteste noch in Betrieb stehende Paternoster Baujahr 1910 im Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz

 

Risikogruppe Paternoster Passagiere?

 

Bedenken kommen vonseiten der Ärztekammer.
Durch ein Einsteigen während der Fahrt würde es zu einer erhöhten Herzfrequenz bei den Benützer*innen des Aufzuges kommen. Der daraus resultierende Bluthochdruck würde sie dann zu einer Risikogruppe machen. Dieser Zustand würde aus Angst die richtige Etage zu versäumen dann sogar noch zunehmen.
Plädiert wird deshalb die Anlagen mit einem Ampelsystem auszustatten und zum Ein- und Aussteigen kurz halten zu lassen. Mit einer Abfertigungsleuchte wie in der U-Bahn wäre das problemlos machbar.

 

Dem widersprechen Techniker*innen der TU Wien.
Durch das öfters ruckweise Anfahren würden nicht nur die Mechanik durch das wechselnde Drehmoment über die Maße beansprucht, auch die Fahrgäste würden unter diesem Umstand leiden.

 

Das schier unkaputtbare Triebwerk eines Paternoster-Aufzugs ist am effizientesten im stetigen Betrieb.

 

Es wird sich also Zeigen wie diese Gesetzesänderungen von den Architektinnen und Architekten in Anspruch genommen wird. Von zwei namhaften Planungsbüros wurde bereits großes Interesse gezeigt.

 

Wir dürfen also gespannt sein, wann wir den ersten Paternoster des 21. Jahrhunderts benützen können.

 

Wir wünschen einen heiteren ersten April.