Zu Besuch im Budapest der 30er Jahre - Wiener Aufzug Museum
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Zu Besuch im Budapest der 30er Jahre

 

Aufzugsanlagen der 30er Jahre findet man bei uns kaum mehr. Ganz anders in der Nachbarstadt Budapest, dort findet man noch eine ganze Reihe dieser ästhetisch zeitlosen Kabinen.

 

Zwei kreisrunde Liftanlagen in einem Budapester Wohnhaus

Zwei kreisrunde Liftanlagen in einem Budapester Wohnhaus

 

Mittlerweile ist die Veranstaltung Budapest 100, Anfang Mai, ein Fixpunkt für uns.
Einem besonderen Thema folgend werden an zwei Tagen dutzende Wohngebäude der ungarischen Hauptstadt Besucherinnen und Besuchern geöffnet.
Dieses Jahr war das Thema Bauhausstil.
Und da hat Budapest einiges zu bieten!

 

Stiegenhausgestaltung in Vollendung

Stiegenhausgestaltung in Vollendung

 

Während in Wien in den 20er und 30er Jahren überwiegend sozialer Wohnbau entstand, bei welchem der Einbau von Aufzügen noch keine Rolle spielte, entstanden in Budapest luxuriöse Wohnbauten ähnlich des Hochhauses in der Wiener Herrengasse.
So gab es in diesen modernen Bürgerhäusern neben großzügigen Herrschaftswohnungen auch sogenannte Junggesellenappartements.

Diese oft nur knapp 30m2 großen Einzimmer Wohnungen verfügten lediglich über Wohn/Schlafraum, Bad, und einen Vorraum mit Miniküche welche dem zubereiten kleinster Speisen dienen sollte.
Auch für das erledigen der Wäsche und Hausarbeiten war eigenes Personal vorhanden.
Die dafür notwendigen Räumlichkeiten befanden sich in den Kellergeschossen.

In solch noblen Häusern war natürlich neben zentraler Heizungsanlage, Warmwasser und moderner Kommunikationstechnik natürlich auch der Aufzug nicht mehr wegzudenken.

 

Originalaufnahme eines Foyers mit Klingelanlage (Foto: BP100 Archiv)

Originalaufnahme eines Foyers mit Klingelanlage und Aufzug 
(Foto: BP100 Archiv)

 

Und was wir an diesem Wochenende an Aufzügen zu sehen bekamen übertraf unsere Erwartungen bei weitem!

Als Erstes möchte ich euch ein Wohnhaus im 2. Budapester Bezirk mit zwei kreisrunden Aufzugsanlagen vorstellen.

Dieses von 1936-1937 errichtete Wohnhaus wurde an einem Hang gebaut und die beiden Trakte wurden jeweils um einen Halbstock versetzt angeordnet.
Darum musste jeder der beiden Trakte über einen eigenen Lift verfügen.

Bild: Stiegenhausansicht mit beiden Aufzügen.

Die Schachtumwehrung der Anlagen sind vollverglast ausgeführt.
Die Kabinen nahezu im Originalzustand!
Durch eine runde Schiebetüre betritt man die mit dunklem Holz furnierte Kabine.
Wobei ein Sichtfenster in Kopfhöhe stehts einen 360 Grad Rundumblick zu lässt.
Ein ebenfalls kreisrunder Hocker bietet den nötigen Sitzkomfort.

Kaninen Innenansicht

Blick in das innere der Kabine

 

Über die Technik der Anlagen war leider nur wenig in Erfahrung zu bringen.
Beide Aufzüge wurden bereits auf eine moderne Steuerung umgebaut, wobei aber auf den Stil der Und das Gegengewicht?
Das wird in einem extra Schacht in den Lichthöfen des Hauses geführt.

 

Nur wenige Häuser entfernt begegneten wir einer Besonderheit.

 

Bei unserem eintreten beeindruckte uns bereits das große Foyer mit seinen großen Fenstern und der mittig im Stiegenhaus platzierte, vollverglaste Aufzug.
Leider wurden Liftkabine bereits ausgetauscht und die Uhr im Laufe der Zeit entfernt.

 

Vollverglaster Schacht des Personenaufzuges für die Herrschaft

Vollverglaster Schacht des Personenaufzuges für die Herrschaft

 

Jedoch erregte eine gewöhnliche Türe neben der Wohnung des Hausmeisters unsere Aufmerksamkeit. Es schien als ob sich dahinter ein weiterer Aufzug befindet.
Auf Nachfrage stellte sich heraus das es sich tatsächlich um einen Dienstbotenaufzug handelte.

 

Dienstbotenaufzüge waren eine Seltenheit!
Nur in sehr noblen Häusern wurde auch dem Komfort für des Personal Rechnung getragen.
Den Dienstboten war das nutzen des Personenaufzug der Herrschaft nämlich strengstens verboten.

 

Als uns die Türe von einer Hausbewohnerin geöffnet und Sie das Licht in der Kabine eingeschaltet wurde, staunten wir nicht schlecht.
Dahinter verbarg sich die originale Aufzugskabine samt aller Technik im Originalzustand!
Die eleganten, schlank gestalteten, Kabinentüren vermittelten die Leichtigkeit dieser Bauepoche.

 

Dienstbotenaufzug versteckt hinter einer gewöhnlichen Eingangstüre

Dienstbotenaufzug versteckt hinter einer gewöhnlichen Eingangstüre

 

Peinlichst genau achtete die Dame darauf das wir die Kabine nicht betreten.
Denn der Aufzug war noch voll funktionsfähig, jedoch nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprechend.
Als Steuerungsart verfügte dieser Lift deshalb noch über die ursprüngliche Schubknopfsteuerung.
Eine simple halb mechanische Steuerungsart, welche nur ein Aufwärtsfahren mit Personen ermöglicht.

 

Das diese Steuerungsart, ähnlich wie in Wien große Verbreitung fand, Zeigte uns auch die Anlage in einem weiteren Gebäude Bj. 1941-42.

 

Stilsanierter Aufzug in einer Mehrparteien Villa

Stilsanierter Aufzug in einer Mehrparteien Villa

 

Ein in diesem Hause wohnhafter Ingenieur bemühte sich besonders den Lift in originalem Zustand zu behalten.
Doch dies war ähnlich wie bei uns nicht einfach.
Viele Firmen wollten den kompletten Altbestand entfernen und einen komplett neuen Lift einbauen.
Sie beriefen sich dabei auf die niedrigeren Kosten.
Schlussendlich konnte die Kabine jedoch restauriert und lediglich die Steuerung und der Antrieb erneuert werden.

 

Teile welche bei diesem Umbau entfernt werden mussten, wurden jedoch nicht entsorgt, sondern in Form eines kleinen Museums im Erdgeschoss präsentiert.
Eine Freude für uns so viel Engagement und Begeisterung für das Thema Aufzug zu erleben!

 

Kleines Museum mit original Aufzugteilen

Kleines Museum mit original Aufzugteilen

 

Überraschenderweise war es sogar eine Anlage der Firma Wertheim.
Wertheim unterhielt neben Ihrem Hauptsitz in Wien auch Niederlassungen in Prag und Budapest.

 

Firmenschild Hersteller Wertheim

Firmenschild Hersteller Wertheim

 

Mehrere Häuser wurden an diesen zwei Tagen noch von uns besucht, wobei kaum alle Objekte zu schaffen waren.

Darum wird auch im nächsten Jahr die Veranstaltung Budapest 100 wieder ein Fixpunkt für uns sein.
Schaut doch auch vorbei! Alle Infos zur Veranstaltung auf http://budapest100.hu/en/ .